Kirche im Sozialismus – ein Zeitzeugengespräch

„Bei der Darstellung des Verhältnisses von Kirche und Staat in einer exemplarischen geschichtlichen Situation ist insbesondere auf die ‚Kirche im Sozialismus‘ einzugehen“, steht in den fachbezogenen Hinweisen und thematischen Schwerpunkten für die schriftliche Abiturprüfung 2024 im Fach Evangelische Religion.

Was aber tun, wenn die Religionslehrerin erst zwölf Jahre alt gewesen und in Norddeutschland aufgewachsen ist, als die Mauer fiel und die DDR Geschichte wurde? – Sie lädt einen Zeitzeugen ein, der in der DDR als Pastor und Leiter des Kirchlichen Oberseminars Hermannswerder (KOS), (seit 1990 das Evangelische Gymnasium Hermannswerder) gewirkt hat.

Pfarrer Christoph Schröder (Jahrgang 1945) hat sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler des Religions-Prüfungskurses von Frau Engler am Dienstag, den 12.12.2023 gestellt und lebendig und anschaulich davon erzählt, wie es gewesen ist, als Sohn eines als freiberuflichen Apothekers, der darüber hinaus christlich engagiert gewesen ist, in der DDR seinen Weg zu gehen.

Bedrückend anschaulich schilderte er, dass ihm z.B. der Zugang zum Abitur und damit zum Studium wegen des kirchlichen Engagements der Eltern verwehrt worden sei. Auch in seiner Arbeit als Pfarrer und später als Schulleiter des in kirchlicher Trägerschaft befindlichen Kirchlichen Oberseminars habe er mit Vorsicht agieren müssen, um seine Gemeinde bzw. seine Schule nicht in den Blick der Stasi oder des SED-Regimes zu rücken.

Gleichzeitig betonte er aber auch die besondere Rolle der Kirche in der DDR. Einerseits sei ihr Engagement in der Gesellschaft durch den Staat nicht unterstützt, sondern eher kritisch begleitet worden, andererseits sei z.B. das soziale Engagement für Benachteiligte, die es in der DDR sehr wohl gegeben habe, geduldet worden. Für viele Bürger sei die Kirche zudem ein Ort gewesen, an dem man sich – bei aller Vorsicht, denn auch in der Kirche habe es Stasi-Mitarbeiter gegeben – freier habe äußern können als in anderen öffentlichen Räumen. In der christlichen Gemeinde habe man zudem Gleichgesinnte im Glauben, aber auch in der kritischen Haltung dem sozialistischen Regime gegenüber finden können: „Glauben tut es nicht schlecht, wenn er etwas kostet“, fasste Christoph Schröder seine Erfahrungen als Pfarrer und Schulleiter in Zeiten der DDR zusammen.

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